Gemeinde Leipheim

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Neuigkeiten an der Schule

Leipheimer Mittelschüler im Knigge-Klub

Ist Ihnen der Begriff „Knigge” noch geläufig? Als die Leipheimer Schüler der 6b zum ersten Mal davon hörten, erkannte ihre Lehrkraft Felix Lauther zunächst nur fragende Gesichter im weiten Rund. Dabei gilt Adolph Freiherr Knigge mit seinem Werk „Über den Umgang mit Menschen” als der Wegbereiter des guten Benehmens. Seine alltagstauglichen Praxistipps aus dem 18. Jahrhundert sind jedoch in vielen Gesellschaftsbereichen in Vergessenheit geraten. Wir haben es verlernt, anderen die Türe aufzuhalten, eine fremde Person beim Vorbeigehen zu grüßen oder die Ellbogen im Restaurant nicht auf der Tischkante abzulegen.
An der Leipheimer Mittelschule hat man begonnen, sich auf das zu besinnen, was eine starke Gemeinschaft ausmacht. Im Projekt „Knigge-Klub“ gingen die Schülerinnen und Schüler mit dem Lehramtsanwärter Felix Lauther intensiv der Frage nach, warum Höflichkeit, Respekt und Tischmanieren keine Tugenden aus der Mottenkiste sind, sondern heutzutage an Bedeutung keineswegs verloren haben. „Ich habe nicht erst mit dem Beginn meines Referendariats gemerkt, dass grundlegende Formeln des guten Umgangs unter den Schülerinnen und Schülern selbst sowie gegenüber den Lehrkräften und anderen Mitarbeitern nicht sehr ernst genommen werden”, sagt Felix Lauther. „Als ich Schulleiterin Stefanie Schmid und meinem Seminarrektor Ralph Jordan den ‘Knigge-Klub’ konzeptionell vorgeschlagen hatte, erhielt ich sofort das Startsignal.” Besonders Schulrektorin Stefanie Schmid, für die ein respektvolles, höfliches und kooperatives Schulleben besonders wichtig ist, gab ihrem Lehramtsanwärter von Beginn an volle Rückendeckung.
Gutes Benehmen in Theorie und Praxis
In den ersten drei Wochen reflektierten die Schülerinnen und Schüler zunächst über ihre persönlichen Umgangsformen innerhalb und außerhalb der Schule. „Es ist erstaunlich gewesen, wie unterschiedlich die Kinder Höflichkeits- und Benimmregeln in ihrem Umfeld wahrnehmen und selbst anwenden“, führt Felix Lauther aus. In den weiteren Stunden blickte die Klasse über den nationalen Tellerrand hinaus. So standen Tischmanieren, Essensregeln und die Etikette aus allen Kontinenten auf dem Stundenplan. Dabei sorgte die ein oder andere Verhaltensweise bei den Schülern für Erstaunen. Ein Teil der Arbeit bestand in den ersten Wochen darin, die unterschiedlichen Etiketten zu vergleichen und ein Meinungsbild zu erstellen. Vor- und Nachteile wurden abgewogen und auf ihre Alltagstauglichkeit in der deutschen Gesellschaft geprüft.
Im zweiten Teil der Projektwochen durfte die Klasse ihr gebündeltes Wissen in kreativer Arbeit kanalisieren. „Es war uns hierbei wichtig, nicht bestehende Regeln zu hinterfragen, sondern sie auf die alltägliche Erlebniswelt der Schülerinnen und Schüler anzupassen“, wie Lehramtsanwärter Lauther betont. In Gruppenarbeit von jeweils vier Schülern erstellte die Klasse Plakate zu den Themen „Höflichkeit in der Schule“, „Benehmen in der Schule“, „Essensregeln für Ganztagesklassen“ sowie eine „neue Schulordnung“.
Mit der Hilfe von Schulleiterin Stefanie Schmid konnte zudem Berufsakquisiteur und Knigge-Experte Florian Wagner gewonnen werden. Wagner arbeitete vor seiner Tätigkeit als Berufscoach für Mittelschüler u. a. in der gehobenen internationalen Gastronomie. „Herr Wagner ist für die Mittelschule Leipheim ein echter Glücksfall. Er spricht die Sprache der Mittelschüler und überzeugt durch seine wertvolle Fachkompetenz“, so Felix Lauther. Wagner nahm sich eine Doppelstunde Zeit, um die Klasse 6b in Sachen Tischmanieren fit zu machen. Auf der Agenda stand ein simulierter Restaurantbesuch vom Eintreten bis zur Verabschiedung. Die Schüler übten dabei, wie sie ihrer Mitschülerin den Stuhl im Restaurant elegant zurück- und an den Tisch schieben, wie Messer und Gabel gehalten werden und wie man sich während und nach dem Genuss eines Mehrgänge-Menüs verhält.
Restaurantbesuch und Knigge-Diplom
Im Anschluss mussten die Schülerinnen und Schüler eine gefühlte Ewigkeit auf den „Ernstfall“ am 26. Juli warten. An diesem Tag fand der Restaurantbesuch mit einem 4-Gänge-Menü statt. Gastgeberin war Stefanie Pröbstle, die gemeinsam mit ihrem Mann das Leipheimer Hotel- und Restaurant Waldvogel führt. „Uns ist aufgefallen, dass selbst unsere Praktikanten und Azubis grundlegende Umgangsformen am Anfang nicht kennen“, sagt die Gastronomin. „Als wir von diesem Projekt und seiner Intention hörten, haben wir gleich unsere Unterstützung signalisiert“, sagt Pröbstle. „Ohne den Waldvogel wäre das Projekt nicht zu einem so erfolgreichen Ende gekommen – ein großer Dank der Klasse geht an Frau Pröbstle und ihr Team für die großzügige Unterstützung“, betont Lehrkraft Felix Lauther.
Zwischen Hauptgang und Dessert überreichte Lauther seinen Schülerinnen und Schülern dann ihr offizielles „Knigge-Diplom“. So konnte die Klasse den hausgemachten Apfelkuchen mit einer Kugel Holunder-Eis auf Sommerbeeren auch ohne strenges Knigge-Regelwerk einfach nur genießen.

© aller Bilder: Felix Lauther

Mit Plakaten stellten die Schülerinnen und Schüler der Klasse 6b ihre Sicht auf Benimmregeln in ihrer Leipheimer Mittelschule dar.
Mit Plakaten stellten die Schülerinnen und Schüler der Klasse 6b ihre Sicht auf Benimmregeln in ihrer Leipheimer Mittelschule dar.
Die Klasse 6b übte in ihrem Knigge-Projekt u. a. wie man Messer und Gabel richtig hält.
Die Klasse 6b übte in ihrem Knigge-Projekt u. a. wie man Messer und Gabel richtig hält.
Beim Abschlussessen im Restaurant Waldvogel zeigten die Leipheimer Mittelschüler ihre Knigge-Kompetenz.
Beim Abschlussessen im Restaurant Waldvogel zeigten die Leipheimer Mittelschüler ihre Knigge-Kompetenz.